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Einsparpotenzial durch Frühintervention
Frühzeitige Intervention bei psychischen Problemen bietet ein enormes ökonomisches Einsparpotenzial.
Experten sind sich einig, dass je früher Arbeitgeber, Ärzte und Versicherer bei ersten Anzeichen handeln, desto kürzer und weniger gravierend verlaufen die Ausfälle.
Eine Analyse von Krankentaggeldfällen zeigt beispielsweise: Oft beginnen psychische Krisen mit schwelenden Konflikten oder Überlastung am Arbeitsplatz. Wird erst spät reagiert (wenn der*die Betroffene bereits vollständig arbeitsunfähig ist), dauert die Krankschreibung im Schnitt 30 Wochen – und rund 50 % der Betroffenen verlieren in der Folge ihren Arbeitsplatz.
Gelingt es hingegen, eskalierende Konflikte früh zu entschärfen (etwa durch Mediation, klärende Gespräche oder Anpassung der Arbeitssituation), können solche Langzeitausfälle häufig vermieden oder verkürzt werde.
Gesundheitsökonomen beziffern das mögliche Einsparvolumen durch Frühintervention auf mehrere Milliarden Franken pro Jahr. So berechnete Gesundheitsförderung Schweiz ein ökonomisches Potenzial von rund 6,5 Mrd. CHF jährlich, das gehoben werden könnte, wenn arbeitsbedingter Stress wirksam reduziert und bei allen Beschäftigten ein ausgewogenes Belastungs-Ressourcen-Verhältnis erreicht würde.
Diese Summe entspricht den vermeidbaren Kosten durch Absentismus und Präsentismus – Geld, das Unternehmen einsparen könnten, indem sie präventiv für bessere Arbeitsbedingungen sorgen.
Auch auf Einzelfall-Ebene lässt sich das Potenzial verdeutlichen: Nimmt man an, ein frühzeitiges Eingreifen verhindert den völligen Burnout einer Mitarbeitenden, so erspart dies dem Unternehmen neben menschlichem Leid monatelange Fehlzeiten. Konservativ gerechnet entstehen pro sechs Monate Arbeitsunfähigkeit einer vollzeitbeschäftigten Person Lohnkosten von z.B. 40’000 CHF (bei mittlerem Gehalt). Die indirekten Kosten – etwa für Vertretungen, Produktivitätseinbussen, Kundenverluste – addieren sich erfahrungsgemäss auf das 2,5-Fache der direkten Kosten, also rund 100’000 CHF zusätzlich in diesem Beispiel.
Durch eine erfolgreiche frühzeitige Reintegration (beispielsweise nach zwei Monaten statt sechs) liesse sich ein Grossteil dieser ~140’000 CHF einsparen. Selbst wenn dieses Rechenbeispiel je nach Fall variieren mag, wird deutlich: Vorbeugung und Frühintervention lohnen sich finanziell.
Diese Erkenntnis hat auch zur Entwicklung von Initiativen wie Shkudo (einer Plattform zur Frühintervention am Arbeitsplatz) geführt, die Arbeitgeber dabei unterstützt, gefährdete Mitarbeitende frühzeitig zu identifizieren und zu begleiten.
Viele Krankentaggeldversicherer setzen inzwischen Case Manager ein, die bei psychisch bedingten Krankschreibungen rasch involviert werden, um gemeinsam mit Arbeitnehmer und Arbeitgeber einen Plan zur Rückkehr oder Entlastung zu erstellen. Solche Massnahmen können Ausfallzeiten erheblich verkürzen – Fallstudien zeigen Einsparungen von über 50 % der sonstigen Abwesenheitsdauer durch konsequente frühzeitige Unterstützung. Neben den quantifizierbaren Einsparungen (Lohn- und Produktivitätskosten) ergeben sich auch qualitative Gewinne: die Fachkraft bleibt dem Unternehmen erhalten, das Team wird entlastet und Know-how-Verlust wird vermieden.
Quellen: zg.ch, handelszeitung.ch, gesundheitsfoerderung.ch, edi.admin.ch